Eingeladen zum IMPULSE THEATER FESTIVAL 2017
Hörspiel in der Deutschlandfunk Kultur Audiothek
Die Erfindung der Gertraud Stock ist eine Arbeit über Lebenszeit, Identität, Zustände des Altseins und die Erfindung des Lebens einer alten Dame. Was kann es bedeutet haben, in den vergangenen 80 Jahren eine Frau gewesen zu sein und heute alt zu leben?
In einer installativen Anordnung entwirft vorschlag:hammer einen Abend über die heute 84jährige Gertraud Stock. Anhand von Interviews, Fotos und autobiographischen Aufzeichnungen entsteht ein Leben: Welche Rollen hat Gertraud Stock im Lauf dieses Lebens eingenommen, welche Identitäten spielen jetzt, im rückwirkenden Konstrukt dieses Lebens, eine Rolle? Wer kann sie gewesen sein, wie kann sie entscheiden, wer sie jetzt, mit 84, sein will? Welche Erzählungen werden wiederholt, welche ausgelassen? Und wie kann sie das Altsein als defizitäre Kategorie auflösen?
Mit Gertraud Stock (er)finden vorschlag:hammer eine Figur, deren Erfahrungen und Erlebnisse nicht-linear inszeniert und verfolgt werden. Wir werden Gertraud Stock als das kennenlernen, was sie von sich preisgibt und als diejenige, zu der wir sie machen. Es ist unklar, wie verlässlich sie als Autobiographin arbeitet und wie reisserisch wir als Ghostwriter dieser Biographie vorgehen.
Dabei steht die Frage, wie Zeit und Erinnerung Biographie strukturieren, im Mittelpunkt. Wie können diese Strukturen aufgelöst und wie kann aus dem Altsein der besondere Zustand hervorgehoben werden, möglichst viel erfahren zu haben und dabei potentiell möglichst viel gewesen zu sein?
Von zwei Dingen erzählt Die Erfindung der Gertraud Stock: Zum einen, wie schwierig der Begriff der Generation ist. Gemeinsamkeiten wie dieselben historischen Erfahrungen, dasselbe Geschlecht, dieselbe Nationalität bedeuten noch keine ähnlichen Lebensläufe.(…) Die über 80-Jährigen lassen sich nicht auf einen Nenner bringen. In diesem Sinne ist Gertraud Stock eine unmögliche Person.(…)
Im Alter ist sie längst nicht mehr naiv. Auch so kann man die Konstruktion dieser Biografie verstehen: Ein Mensch verändert sich in seinem Leben so sehr, dass man über die Jahrzehnte nicht mehr von einer Person sprechen kann.
Süddeutsche Zeitung, 11.04.2023
(…)Abwechselnd, in gemusterte Kittelschürzen gekleidet, geben die vier Performer mit rührender Sorgfalt Einblicke in die Aufs und Abs von “Gertrauds” früh emanzipiertem Leben (…). Traurige Momente von Abschied und Vergeblichkeit entstehen, wenn Stephan Stock, mutmaßlich in Haltung und Gestus seiner Protagonistin, mit sanfter Stimme erzählt, wie Gertraud auf dem Weg ins Altersheim begriff, dass “alle Sachen, die ich in meinem Leben angeschafft habe, auf einmal nur noch Müll sind”.(…)
Theater heute 10/2017
(…)ihre charmanten, trotz der schweißtreibenden Hitze im Theaterlabor mit einem sanften Lächeln dargebotenen Szenen aus dem langen Leben der – wohl nicht ganz und gar – erfundenen Gertraud Stock haben so gar nichts Hammermäßiges, Überwältigendes, im Gegenteil.(…) “Die Erfindung der Gertraud Stock” stellt erneut die Frage nach dem Mischungsverhältnis von Fiktion und Authentizität beim Geschichtenerzählen. Das man eine Figur wie die Frau Stock aus dem Nichts heraus erfindet, ist unwahrscheinlich, aber je intensiver die Fantasie eingreift und den realen Lebenslauf spielerisch umgestaltet, desto entschiedener wird die rohe Macht des Faktischen begrenzt.
Süddeutsche Zeitung 30.06.2017
Still und schön fügen die Newcomer ” Vorschlag:Hammer” in “Die Erfindung der Gertrud Stock” fünf Biografien alter Frauen aneinander und untersuchen, aus welchen Entscheidungen sich ein Leben letztendlich zusammensetzt.
Deutschlandfunk 26.06.2017
Ein bereichernder Abend, der noch lange nachwirkt, über Zeit und Vergänglichkeit – bis zum versöhnlichen bitter-süßen Ende inklusive Karamellbonbon in Goldfolie.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung 04.06.2016
Es ist ein stiller und gnadenloser Abend, der die Unausweichlichkeit des Alterns nicht nur aufarbeitet, sondern erfahrbar macht.
trailer Ruhr 03.06.2016
von und mit: Kristofer Gudmundsson, Gesine Hohmann, Stephan Stock, Olivia Wenzel
Bühne: Thomas Giger
Produktionsleitung: Rabea Grand
Assistenz: Eva Hintermaier
Fotos: Paula Reissig
Koproduktion: Ballhaus Ost, Ringlokschuppen Ruhr, ROXY Birsfelden
Gefördert durch: Hauptstadtkulturfonds, Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, Fachausschuss Tanz und Theater BS/BL, Kunststiftung NRW